Im Auftrag der Regierung von Oberbayern wurde eine „Studie zur Darstellung der ökologischen und hydrologischen Zusammenhänge im Weilheimer Moos – Boden, Wasserhaushalt, Nutzungen“ erstellt.
Diese Studie wurde durch die Gesellschaft zur Erfassung und Bewertung von Umweltdaten mbH (EMC, 2024) erarbeitet und analysiert die derzeitigen Gegebenheiten im Weilheimer Moos und zeigt Möglichkeiten zu Wiedervernässung und Klimaentlastung auf.
Die Arbeit bietet eine solide fachliche Grundlage für die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen durch Moor- und Bodenschutz im Sinne des Klimaschutzprogramms der Staatsregierung. Hier besteht im Weilheimer Moos großflächig Entwicklungspotential, wie auch die Regierung von Oberbayern befindet: „Das Gutachten zeigt auf, dass die drainierten Moorböden von Bedeutung für ein klimafreundliches Weilheimer Moos sind. Die systematische Entwässerung sowohl der westlich gelegenen Torfabbauflächen als auch der landwirtschaftlich genutzten Moorflächen beeinflusst vor allem das Bewirtschaftungspotential des Weilheimer Mooses langfristig negativ.“
Die andauernde Entwässerung fördert den Bodenschwund und die Sackung der Oberfläche und wirkt sich negativ auf das gesamte Bodengefüge aus. Aufgrund dessen verringert sich die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens, was die Hochwässer nach Schneeschmelze und Regen nur verstärkt. Eine weitere Folge ist, dass die landwirtschaftlichen Nutzflächen zunehmend weniger Ertrag liefern und immer schwieriger zu bewirtschaften sind.
Eine Schlüsselrolle kommt damit der sogenannten Wiedervernässung des degradierten Moorbodens und der Einstellung der Abtorfung inklusive Substratproduktion im Sinne des Klima-, Hochwasser-, Boden-, Bewirtschaftungs- und Artenschutzes zu.
Drainierter Moorboden für Torfabbau und Landwirtschaft setzt konstant klimaschädliche Treibhausgase frei und verschärft Hochwasserereignisse
Vor allem die traditionelle, drainagebasierte Landwirtschaft auf Moorboden trägt erheblich zu der Freisetzung von Treibhausgasen (THG), insbesondere Kohlenstoffdioxid (CO2), bei. Ebenso schädlich für das Klima und die ökologische Funktionsfähigkeit ist die Abtorfung von Moorgebieten. Beide Nutzungsarten beruhen auf einer umfassenden Entwässerung der Flächen, wodurch der Torfkörper belüftet und abgebaut wird und der über Jahrtausende gespeicherte Kohlenstoff in Form von CO2 in die Atmosphäre freigesetzt wird. Hierbei gehen im Schnitt jährlich etwa 1 bis 1,5 Zentimeter und mehr an Bodenmasse auf einer Fläche verloren.
Um der klimaschädlichen Ausgasung entgegenzuwirken, stellt für das Ökosystem „Moor“ lediglich die Wiedervernässung eine effektive Maßnahme dar. Hierbei wird die Entwässerung beendet und die natürliche Hydrologie (Wasserstände, Wasserfluss) wiederhergestellt. Beispielsweise werden Drainagen zurückgebaut, Entwässerungsgräben aufgefüllt oder mit Wehren bestückt, sodass sich Wasser hier wieder anstauen kann. Das Ziel ist es, hierbei den Wasserstand in den Flächen anzuheben und die Belüftung des Bodens somit zu stoppen. Sobald keine Luft mehr in den Boden eindringen kann (da dieser Raum dann wassergesättigt ist), werden auch der Verlust des Bodens aufgehalten sowie die THG-Emissionen gesenkt und darüber hinaus kann sich die Qualität der Bodenstruktur wieder verbessern.
Wiedervernässung ist auch bei fortlaufender landwirtschaftlicher Bewirtschaftung möglich und hilfreich. Unterschiedliche Bewirtschaftung mit Anbau, Beweidung und als Streuwiese sind möglich. Sobald der Wasserstand angehoben wird und bei mindestens 20 Zentimeter unter der Bodenoberkante steht, können Bewirtschafter von Förderprogrammen profitieren.
Beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten können Interessierte sich über die diversen Möglichkeiten der Nassbewirtschaftung informieren.
Mittlere Emissionen sind abhängig von Landnutzung und Wasserstand
Nicht nur der Bodenerhalt und die Klimawirkung ergeben sich aus der Wassersättigung des Bodens, sondern auch die Fähigkeit des Moorbodens, Wasser zu speichern, erhöht sich. Durch die Entwässerung wird der Torf sozusagen wassermeidend (fachlich gesagt „hydrophob“) und sobald es regnet, wird das Wasser nicht vom Boden aufgesogen, sondern es perlt einfach ab und sammelt sich schnell zu größeren Abflussmengen.
Ein wiedervernässtes Moor hat zwar bereits Wassermengen im Boden eingelagert, doch die Bodenporen sind durch die stetige Feuchtigkeit geschmeidig und dehnbar, und können sich bei Regen oder Schneeschmelze noch mehr ausweiten. Dadurch wird zufließendes Wasser vorerst aufgenommen und dann langsam, aber stetig abgegeben. Dieses Phänomen bremst und mildert Hochwasserspitzen ab. Außerdem wird die Wasserverfügbarkeit in der gesamten Region während Trockenzeiten verbessert.
Treibhausgasflüsse in Mooren
Nasse Nutzung als Zukunftsperspektive fürs Weilheimer Moos
Die wissenschaftlichen Erkenntnisse der vergangenen rund 30 Jahre zeigen deutlich, dass die Wiedervernässung auch Perspektiven für die Landwirtschaft bietet. Durch die Bewirtschaftung nasser Moorflächen - beispielsweise als extensive Streuwiese oder mit nässeverträglichen sogenannten Paludikulturen - kann sowohl der noch vorhandene Torfkörper wieder in eine Treibhausgassenke verwandelt werden, als auch die Fläche weiterhin landwirtschaftlich angepasst genutzt werden. Bei der Paludikultur werden dem feuchten Milieu angepasste Pflanzen angebaut, die aktiv CO2 der Atmosphäre entziehen und in Form von Kohlenstoff in ihren oberirdischen und unterirdischen Pflanzenteilen langfristig einlagern. Durch den bodennah anstehenden Wasserstand wird das Pflanzenmaterial nach Absterben nicht beziehungsweise nur sehr langsam zersetzt und hilft so, den Moorboden wiederaufzubauen und die Treibhausgase langfristig zu speichern.
Schritte der Regierung von Oberbayern: Dialog und Kooperation
Nach öffentlicher Vorstellung des hydrologischen Gutachtens im Oktober 2024 ist die Regierung von Oberbayern dabei, sich sukzessive mit den privaten und wirtschaftlichen Anrainern im Weilheimer Moos zu vernetzen und den Dialog mit Stakeholdern zu suchen. Für die erfolgreiche Kooperation ist der Regierung eine vertrauensvolle und transparente Zusammenarbeit zwischen den Behörden, Bewirtschafterinnen und Bewirtschaftern, Eigentümerinnen und Eigentümern, wie auch den im Moor ansässigen Firmen und den Anrainern des Weilheimer Mooses wichtig. Ziel ist es, die Gegebenheiten und Bedarfe seitens der beteiligten Akteure und Akteurinnen aufzunehmen und Entwicklungs- und Kooperationsmöglichkeiten für ein zukunftsfähiges Weilheimer Moos auszuloten.
Hintergrundinformationen
Ausführliche Hintergrundinformationen finden Sie im EMC-Gutachten zum Weilheimer Moos als PDF-Datei im Anhang dieses Beitrags zum Herunterladen. Zudem finden Sie auch weitere dazugehörige Karten als PDF-Datei zum Download.
Ansprechpartner
Ansprechpartner der Regierung von Oberbayern mit Fokus „Information zur Klimawirksamkeit entwässerter Moore und Methoden und Förderungen zur Renaturierung und der Moor-schonenden Bewirtschaftung“:
- Florian Hartwich, Moormanager Landkreis Weilheim-Schongau, Telefon 0881 6811379, E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
- Dr. Meike Lemmer, Moormanagerin Regierung von Oberbayern, Telefon 089 2176-3979, E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Ansprechpartnerinnen des Landkreises Weilheim-Schongau zur Flächenbegutachtung, Besprechung von Verkauf- und Tauschmöglichkeiten:
- Raphaela Blacek, Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Telefon 0881 994-1326, E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
- Antonia Grandl, Amt für ländliche Entwicklung, Telefon 089 1213-1332, E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Ansprechpartnerin der Stadt Weilheim i.OB:
Angelika Baur, Klimaschutzmanagerin, Telefon 0881 682-4400, E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!