2.2.1. Städtebauliche Planungen / Bebauungspläne
2.2.1.1. Sozialgerechte Bodennutzung (SoBoN) – erste Wohnungen vermittelt
Mit seinen Grundsatzbeschlüssen zur „Sozialgerechten Bodennutzung“ hat der Stadtrat einen Prozess angestoßen, um für die Bürgerinnen und Bürger bezahlbaren Mietwohnraum zur Verfügung stellen zu können. Bauträger und Investoren müssen seither einen bestimmten Anteil der neu geschaffenen Wohneinheiten in einem Bauquartier als „gebundene Wohnungen“ zu einem festen Mietpreis oder über die staatliche geförderte einkommensorientierte Förderung (EOF)-Finanzierung für berechtigte Personen zur Verfügung stellen.
Folgende Bauvorhaben in Weilheim sind aktuell davon betroffen:
- Neubebauung am Krumpperplatz
- Geschosswohnungsbauten im Gebiet Schießstattweg / Schmuzerstraße
- Mehrfamilienhaus mit Kindertagesstätte an der Kanalstraße
- Mehrfamilienhäuser an der Singerstraße
- Neubebauung im Gebiet Hangstraße / Am Öferl
Bedingt durch die derzeit stagnierende Konjunkturphase und die hohen Baupreise wurden bisher noch nicht alle Bauvorhaben begonnen. Trotzdem konnte die Stadtverwaltung im Herbst fünf Wohneinheiten an berechtigte Personen und Familien mit Wohnberechtigungsschein vermitteln. Bezugsfertig werden diese Wohnungen voraussichtlich im April 2024.
2.2.1.2. Neues Berufsbildungszentrum am Narbonner Ring
Auf dem freien Feld östlich der Berufsschule will die Handwerkskammer für München und Oberbayern ein neues Berufsbildungszentrum errichten. Dieses hat als Standortfaktor für das heimische Handwerk und für die beruflichen Bildungsmöglichkeiten der jungen Menschen in der Region einen großen Wert.
Deshalb hat der Stadtrat in seiner Sitzung am 23. März 2023 die Änderung des Flächennutzungsplanes zur Ausweisung einer Fläche für Gemeinbedarf für den Neubau eines Berufsbildungszentrums am Narbonner Ring gefasst. Das Verfahren dazu wurde Ende des Jahres mit der Öffentlichkeitsbeteiligung und Beteiligung der Fachbehörden eingeleitet.
2.2.1.3. Bauleitplanungen für Freiflächensolaranlagen
Freiflächensolaranlagen sind zunehmend ein – teilweise auch kontrovers diskutiertes – Thema in der Bauleitplanung. Gemäß dem Grundsatzbeschluss zur Klimaneutralität bis 2035 steht der Stadtrat solchen Anlagen grundsätzlich positiv gegenüber.
Es ist jedoch stets darauf zu achten, dass die Interessen zur Erzeugung von nachhaltigem und regionalem Strom mit den Belangen der Landwirtschaft sowie dem Natur- und Artenschutz in Einklang gebracht werden. Dies stellt uns vor große Herausforderungen, die wir nur in engem Dialog mit allen Beteiligten bewältigen können.
Derzeit läuft das Bauleitplanverfahren für eine Photovoltaik (PV)-Freiflächenanlage mit einer Anlagenleistung von ca. 3,0 Megawatt Peak (MWp) südlich der Waxensteinstraße. Für eine geplante großflächige PV-Freiflächenanlage in der Lichtenau mit ca. 34 MWp Anlagenleistung laufen derzeit Verhandlungen zwischen dem Investor, der Stadt und den betroffenen Anliegern. Im Osten von Weilheim hat der Stadtrat einer kleineren Anlage der Stadtwerke Energie GmbH zugestimmt.
2.2.2. Schulen
2.2.2.1. Grundschule am Hardt
Für die Grundschule am Hardt soll wegen stark steigender Schülerzahlen und der großen Nachfrage nach Ganztagsbetreuungsplätzen bis Ende 2026 ein größerer Anbau zur Verfügung stehen. Entsprechende Planungen laufen derzeit gemeinsam mit den Architekten, Fachplanern und der Schule. Die aktuelle räumliche Situation erforderte bereits dieses Jahr eine Zwischenlösung. Deshalb beschloss der Stadtrat den Bau eines Interimsgebäudes.
Nach Beauftragung der Containerbaufirma im Mai wurde Ende Juli mit den Tiefbauarbeiten begonnen, Anfang September wurden die ersten Module montiert. Von Mitte September bis Ende Oktober erfolgten dann der Innenausbau und die Herstellung der Außenanlage.
Das dreigeschossige Interimsgebäude mit den Grundrissabmessungen 40 mal 15 Meter bietet Platz für rund 350 Kinder. Es wird seit 6. November 2023 sowohl von der Schule für Unterrichts- und Fachräume als auch von der Ganztagsbetreuung genutzt und verfügt über eine Ausgabenküche und einen Speisesaal. Die Gesamtkosten für Aufbau, Herstellung der Außenanlage, Miete der Containeranlage für drei Jahre und deren Rückbau belaufen sich auf ca. 2,88 Millionen Euro.
2.2.2.2. Grundschule an der Ammer
Für die Grundschule an der Ammer ist aufgrund der stetig steigenden Schülerzahl ebenfalls ein Ausbau für Klassenräume und für die Nachmittagsbetreuung erforderlich. Dazu erfolgte eine Vorplanung zur Ermittlung des Bedarfs und der zukünftigen pädagogischen Ausrichtung. Das Ergebnis wurde dem Bauausschuss im Dezember vorgestellt. Als nächstes folgen die Vergabeverfahren für die Fachplaner, damit im Herbst 2024 ein Planerteam mit der Arbeit beginnen kann.
2.2.3. Spielplätze
2.2.3.1. Inklusiver Spielplatz am Huosiring
Dieses Jahr wurde der Spielplatz am Huosiring zum ersten inklusiven Spielplatz in Weilheim ausgebaut und um spannende Spielgeräte erweitert. Seit Ende Juli erwarten dort die Kinder viele neue Spielgeräte.
So wurde der Aufstieg zum Rutschenhügel erneuert und mit einer neuen Balanciervariante ergänzt. Es gibt nun einen großen Sandkasten mit einem Sandlabor für Rollstuhlfahrer. Außerdem wurde eine große Spiellandschaft mit Kletterwand, Spielturm und einer Breitrutsche mit rollstuhlgerechtem Zugang für in ihrer Mobilität eingeschränkte Kinder errichtet.
Auch ein Mühlespieltisch und eine Sitzkombination stehen bereit. Auf der Rückseite der Klangwand können die Kinder das Alphabet in Blindenschrift lernen. Die Sonnenliegen laden auf der Wiese zum Entspannen ein.
Die gesamten Herstellungskosten betrugen rund 125.000 Euro, jeder Cent ist hier gut angelegt.
2.2.3.2 Spielplatzrunde Marnbach-Deutenhausen
Eine Gruppe junger Familien entwickelte die Idee zu einer Erlebnis-Spielplatzrunde, die die Ortsteile Marnbach und Deutenhausen verbinden soll, und stieß damit bei der Stadt Weilheim auf große Zustimmung. Gemeinsam wurde geplant, auch bei der Ausführung brachten sich viele mit ein.
Auch die Finanzierung der Gesamtkosten von immerhin rund 146.000 Euro wurde gemeinsam gestemmt. Dank des Zuschusses im Rahmen des bayerischen LEADER-Förderprogramms in Höhe von rund 55.000 Euro und der gesammelten Spenden des inzwischen gegründeten Fördervereins von 34.000 Euro blieben für die Stadt Weilheim rund 60.000 Euro an Kosten übrig. Bis auf ein paar Restarbeiten konnte so die Spielplatzrunde mit fünf thematisch besonderen Stationen in diesem Jahr verwirklicht werden. Für das außergewöhnliche Engagement verlieh der Stadtrat dem Spielplatz-Verein „Erlebnisrunde Marnbach-Deutenhausen“ den mit 1.000 Euro dotierten Sozialpreis 2023 (siehe 5.3.3).
2.2.4. Saatkrähenkolonien in Weilheim
2008 wurde die erste große Saatkrähenkolonie in Weilheim registriert. Seitdem stieg die Population in Weilheim stetig an. Zusammen mit der Regierung von Oberbayern und weiteren Fachbereichen arbeitet das Stadtbauamt seit Sommer 2021 an einem Saatkrähenmanagement für Weilheim, denn die Krähen sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt.
Wir werden uns wohl an die Vögel gewöhnen müssen, wollen aber insbesondere die reinen Wohngegenden entlasten. Daher genehmigt die Regierung als höhere Artenschutzbehörde unsere Vergrämungsmaßnahmen mit akustischen Geräten in verschiedenen Stadtbereichen, während die Grünanlage der Au, der Friedhof und die Grünfläche am Maibaum als Rückzugsbereiche für die Vögel unangetastet bleiben müssen. Die Wirkungen der Vergrämungsmaßnahmen sind nicht jedes Jahr gleich. Es ist nie abzuschätzen, wie die Tiere letztlich darauf reagieren.
Wichtig ist der Stadt, dass die Bürgerinnen und Bürger – trotz des nachvollziehbaren Unmuts – Verständnis für die Belange des Natur- und Artenschutzes aufbringen und sich mit der Situation bestmöglich arrangieren.
2.2.5. Tiefbau
2.2.5.1. Hochwasserschutz Angerbach
Als Vorabmaßnahmen zum Großprojekt „Hochwasserschutz Angerbach“ wurde der Uferverbau am Stadtbach zwischen Gögerlweg und Seemühle im ersten Halbjahr 2023 auf den aktuellen Stand der Technik gebracht. Für die Fußgängerbrücke an der Ampel Römerstraße besteht noch ein Provisorium, das bald durch ein nachhaltiges Bauwerk ersetzt werden soll. Die Planungen dafür laufen noch.
Der nächste Teilabschnitt ist der Gewässerausbau in Eberfing, beginnend mit der Flutmulde südlich der Wohnbereiche. Aufgrund der hohen Kosten und der Planungskapazitäten werden weitere Teilabschnitte dann in den nachfolgenden Jahren angestrebt. Dafür sind auch noch Grundstücksankäufe erforderlich.
2.2.5.2. Hochwasserschutz „Ammer-Süd“
Nach vielen Jahren Planungszeit ging das Projekt „Ammer-Süd“ Ende 2023 in die Realisierungsphase. Staatsminister Thorsten Glauber begrüßte die geplanten Maßnahmen und wünschte beim Spatenstich den Projektbeteiligten und der Bevölkerung viel Erfolg für die Durchführung.
Geplant sind mindestens sechs Bauabschnitte, die in den nächsten Jahren zwischen dem Bachlauf Rosslaich südlich von Oderding und dem Naturfreundehaus Weilheim nach und nach umgesetzt werden. Die Schutzmaßnahmen gehen im Osten partiell bis zum Bahndamm.
2.2.5.3. Neue Querungshilfe in Tankenrain
Die Bushaltestellen in Tankenrain liegen nicht weit entfernt von einer Kurve. Um diesen Bereich sicherer zu gestalten, wurde nun eine Querungshilfe auf der Staatsstraße errichtet und die Warteflächen umgebaut. Zwei neue Wartehäuschen mit Gründächern bieten den Fahrgästen Schutz vor Regen und Schnee.
2.2.5.4. Straßensanierung
Im Zuge der Erneuerung von Wasserleitungen und dem Bau des Fernwärmenetzes der Stadtwerke Weilheim wurden die Deckschichten der Westendstraße, der Feichtmayrstraße sowie in Teilen der Krottenkopfstraße erneuert und die Straßenentwässerung saniert. In der Wildsteiger Straße sowie im Benedikt-Höck-Weg und in Bereichen der Kaltenmoserstraße wurden die alten Sickerschächte der Straßenentwässerung durch Rigolenanlagen ersetzt.
2.2.5.5. Altlastenflächen
Nach der Sanierung in den vergangenen Jahren wurden der Bolzplatz an der Andreas-Schmidtner-Straße neben dem städtischen Spielplatz sowie die Deponiefläche Waitzacker aus dem Altlastenkataster 2023 entlassen. Für die Grünanlage am Maibaum steht nach dem erfolgten Bodenaustausch noch die Entlassung aus dem Altlastenkataster durch das Landratsamt aus.
Für die Deponie „Im Gantental“ auf dem Gemeindegebiet Eberfing ergab die Detailuntersuchung des Wirkungspfads Boden-Bodenluft-Mensch, dass keine weiteren Maßnahmen erforderlich sind. Für den Wirkungspfad Boden-Gewässer läuft die seit Herbst 2021 veranlasste Detailuntersuchung weiter.
An der ehemaligen Deponie Unterhausen wurde die Grundwasserreinigungsanlage abgebaut. Die Deponieabdeckung ist weitestgehend abgeschlossen. Das Nachsorgekonzept liegt vor, ein weiteres Grundwassermonitoring wird aktuell abgeklärt.